Regensburg

Es ist der 9.11., das Datum der Reichsprogromnacht 1938. Mathilde und Fischel Rosenkranz, die seit 1910 Am Watmarkt in Regensburg wohnen, werden verhaftet, später nach Sosnowitz interniert und 1940 in einem der Vernichtungslager ermordet. Ich gehe heute also die Stolpersteine polieren. Als ich grad fertig bin, öffnet der Dampfnudel-Uli nebenan. Uli Deutzer und seine Angestellte stehen im Türrahmen und freuen sich über die hergerichteten Stolpersteine für die früheren Bewohner des Nachbarhauses. 

Von anderen höre ich manchmal, es sei alles doch ein wenig übertrieben mit den Juden. Alles so lange her doch. Ich antworte ihnen: Wie könnte man diesen Horror in Deutschland vergessen? Wenigstens erinnern, wenigstens das.

Brandstätter Verlag 2017, 216 S., ISBN: 978-3-7106-0090-6, auch als eBook erhältlich.

1998, mit ihrer Rolle als Mephistopheles in Goethes Faust machte Adele Neuhauser sich für das Theater liebende Regensburg unsterblich. Mein liebstes Stück war zwei Jahre später „Meisterklasse”, ein Stück über die ihre Schüler terrorisierende und in eigenen Erinnerungen gefangene Maria Callas. Ich höre noch heute mein verängstigtes Herz in der fünfzehnten Reihe klopfen. Großartig. Nach ihrem Engagement in Regensburg hob Adelele Neuhausers Karriere ab und heute ist sie aus der deutschsprachigen Fernsehlandschaft nicht mehr wegzudenken. Spätestens nach den ersten Folgen des Austria-Tatorts ist klar: Adele Neuhauser hat es geschafft. Daß so eine Karriere nicht immer nur glatt und reibungslos verläuft, liegt auf der Hand. In ihrem autobiographischen Buch „Ich war mein größter Feind” nimmt Adele Neuhauser Leser und Leserinnen mit in ihre Familiengeschichte und erzählt von ihren wichtigsten Lebensabschnitten. Und weil es eben Adele ist, die das tut, habe ich tatsächlich das erste Mal in meinem Leben die Autobiographie einer lebenden Person des öffentlichen Lebens gelesen. 

„Der andere nickte, von wilder Hoffnung überwuchert, und sie gingen, entschlossen, ewig zu schweigen, auf die Haustüre zu, die sie wie ein schwarzes Loch verschluckte.“ Der letzte Satz der bekanntesten Erzählung des in Regensburg geborenen Dichters Georg Britting (1891-1964). Die Georg-Britting-Stiftung bietet erfreulicherweise die Ebook-Dateien der wichtigsten Werke an. Die Dateien gehören allerdings dringend überarbeitet, eine Arbeit, die ich vor ein paar Tagen in Absprache mit der Stiftung begonnen habe (zwei von zwanzig Ebooks sind fast fertig) und mich noch ein paar Wochen in Anspruch nehmen wird. Aber schon jetzt lohnt sich ein Blick auf die Georg Britting Seite. Es gibt zum Beispiel tolle Tonaufnahmen des lesenden Brittings.

Work on BrittingBei der Arbeit an dem Gedichtband „Der irdische Tag“. Nur ein wenig gestellt.

Vielleicht fragt sich der eine oder die andere, warum es hier seit einiger Zeit keine neuen Rezensionen oder Beiträge zu lesen gibt? Der Grund hierfür ist erfreulich:  Ich muß bis Ende Februar Prioritäten setzen, denn nach einigen Jahren Pause wird unser (Martin Hofer, Heinz Müller, meine Wenigkeit) Balladen & Blues Projekt wieder zum Leben erweckt. Ich werde mich gitarrentechnisch wieder in Form bringen und ein neues Programm will geplant und entwickelt werden… eine Menge Arbeit so neben dem Broterwerb. Anfang März geht’s dann hier wieder normal weiter, versprochen.

BALLADEN UND BLUES IM TURMTHEATER IN REGENSBURG AM 28. FEBRUAR 2014, 19:30 UHR

Nachtrag am 02.03.2014:
Es war ein schöner Abend!
http://www.mittelbayerische.de/nachrichten/kultur/artikel/schueler-horror-vergnueglich-inszeniert/1026490/schueler-horror-vergnueglich-inszeniert.html