NameJohann Balthas Ries 
Geburt31.7.1740, Harburg, Donau-Ries, Bayern, Deutschland
Religionev.
BerufBauer und Fischer
Starbum 1796, Schwabach (Zucht- und Arbeitshaus), Mittelfranken, Bayern, Deutschland
Partner
Geburt15.2.1748, Großsorheim, Donau-Ries, Bayern, Deutschland
Religionev.
Starb30.4.1820, Ronheim, Donau-Ries, Bayern, Deutschland
Heirat12.5.1772, Harburg, Donau-Ries, Bayern, Deutschland
Notizen für Johann Balthas Ries
Bei seinem fundierten, wissenschaftlichen Vortrag über den Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich und seine Rolle bei der wirtschaftlichen Entwicklung Schwabachs wies Professor Dr. Georg Seiderer auch auf die Bedeutung des Zucht- und Arbeitshauses hin, das 1759 von Ansbach nach Schwabach verlegt wurde. Diese Entscheidung des Markgrafen war von ökonomischen Gesichtspunkten getragen, die der Prosperität der Schwabacher Wirtschaft dienen sollte. In den Augen des Markgrafen waren die Gefängnisinsassen ideale, billige Arbeitskräfte, die sich die Schwabacher Betriebe zunutze machen sollten. Außerdem konnten durch deren Tätigkeit, die vom Zuchthaus den Firmen in Rechnung gestellt wurden, die Unterhaltskosten des Gebäudes gesengt werden. „Offizianten, Dienstbotten, Besoldung, Kost, Holz, die Kleider und Verpflegung der Züchtlinge“, wie es in der kurzen Beschreibung des Zucht- und Arbeitshauses“ aus dem Jahre 1763 hieß, schlugen doch erheblich zu Buche. Nach dieser Beschreibung, arbeiteten die Gefängnisinsassen anfangs „mit Wollen-Kartetschen (das heißt Wolle kämmen bzw. kardieren), Farbholz raspeln, Glasschleifen-und Nadelschüren“ Dass das markgräfliche Ziel aber nicht ganz so leicht in der Realität umzusetzen war, zeigte sich bereits darin, dass die inhaftierten Bettler, Kriminellen, Tagediebe, Kupplerinnen und Arbeitsscheuen beider Geschlechter sowie schwer erziehbare Kinder erst einmal grundsätzlich an eine ordentliche und zuverlässige Arbeitshaltung herangeführt werden mussten: Nach der oben genannten historischen Beschreibung brauchte es fast einen Monat dazu, „bis ein solcher Mensch, auch wider seinem Willen, zu Arbeit unterrichtet wurde, binnen welcher Zeit er viele Materialien und Instrumente verderbt.“. Hatte man dann die Insassen endlich an die Arbeit gewöhnt, wurden sie durch zu geringer Kost, zu viel Arbeit und der immer wiederkehrenden Züchtigung krank und fielen aus. Damit belasteten sie die Gefängniskasse in doppelter Hinsicht, denn die Kranken brachten keinen Verdienst ein und sie mussten eine besondere Kost bekommen.
Aus wirtschaftlichen Gründen war daher die Leitung der Anstalt an guter und rascher Arbeit sehr interessiert Deshalb steckte sie so manchem der Arbeiter heimlich Prämien zu. Diese kleinen Entlohnungen betrugen täglich 10 bis 15 Kreuzer. Dieser Verdienst verringerte sich jedoch dadurch, dass die Häftlinge während ihrer Anlernzeit, eben oftmals aus Bosheit und Unwillen bewusst Material und Geschirr schädigten.
Wie in vielen Manufakturen, die in Zucht- und Arbeitshäusern untergebracht waren oder als Verleger mit Sträflingen arbeiteten, gehörten die Betriebe der Textilindustrie, der Nadlerei oder den Drahtwerken an. 1804 gab es in Schwabach im Zucht- und Arbeitshaus eine Tuchmanufaktur, die 55 Häftlingen von 99 Arbeitern beschäftigte. Zum Ende des 18. Jahrhunderts arbeiteten bei der Silberdraht-Manufaktur Kolb-Berger neun Manufaktur-Arbeiter und ein halbes Dutzend Häftlinge, die unter Aufsicht eines Drahtmeisters für diese Drahtmanufaktur tätig waren. Mit in diese Riege gehörte auch der Fabrikant Berger, der eine Grillenglasschleiferei im Zuchthaus eingerichtet hatte, die jährlich 400 Kisten Gläser herstellte.
Die Arbeitsmoral unter den Häftlingen war alles in allem nicht besonders groß. Selbst die Androhung von Strafe, machte jenem Personenkreis nur wenig Angst, obwohl Schläge und auch Folterungen an der Tagesordnung waren. So wurde ein Missverhalten mit einem Nahrungsentzug bestraft. Bei schweren Vergehen kam der Sträfling in einen unterirdischen dunklen Kellerraum, den „Kessel“, so lange bis er Besserung gelobte. Bereits ein Neuankömmling erhielt empfindliche Stockschläge zur Begrüßung auf dem Bock (wie auch vor der Entlassung) sowie ein-bis zweimal wöchentlich bei Anwesenheit aller Häftlinge. Dennoch war der Aufenthalt nicht primär von Züchtigung bestimmt, sondern von Arbeit. Deshalb begann jeder Tag für die Insassen about vier Uhr morgens mit dem Weckruf der Turmglocke. Dies war das Zeichen zum Aufstehen, schnellen Ankleiden und Waschen. Anschließend folgte ein gemeinsames Morgengebet und danach wurden in den Arbeitsstuben vom Hausmeister die rohen Materialien zur Bearbeitung ausgegeben. Dazu gehörte auch Nadelschoren oder das Polieren der Nadeln wie das Nadelschleifen. Die Häftlinge waren nicht nur für einen einzigen Handwerkszweig tätig, sondern erledigten viele andere einfache Handarbeiten auch. Mittagspause war eine halbe Stunde zwischen 11 und 12 Uhr, wobei auch noch gebetet wurde. Je nachdem, wie schwer ein Häftling zu arbeiten hatte, so groß waren dann auch seine Mahlzeiten. Ein Schwerarbeiter erhielt am Wochentag in der Regel Gemüse und abends Suppe sowie am Sonntag ein halbes Pfund Rindfleisch mit Gemüse und abends ebenfalls Suppe mit Brot. Die Leichtarbeiter erhielten im Prinzip ähnliches, nur waren die Portionen kleiner. Vaganten und leichte Strafarbeiter, die ihre Kost abverdienen mussten, erhielten nur am Sonntag und am Mittwoch eine warme Mahlzeit, die aber nicht immer Fleisch beinhaltete. Ansonsten blieb die „Küche“ kalt. Zusätzlich erhielt jeder Sträfling täglich ein dreiviertel Pfund Brot. Gearbeitet wurde bis 20 Uhr; danach wurden die Häftlinge zu ihren Schlafstätten abgeführt, die jeweils mit Matratze und einer wollenen Decke“ ausgestattet waren und die sich unmittelbar unter ihren Arbeitsstuben befanden. Nur an Sonn- und Feiertagen gab es für die Häftlinge Ausgang im Hof, wobei die Bewachung Soldaten übernahmen, die ebenfalls im Zucht- und Arbeitshaus einquartiert waren.
Männer und Frauen waren bei den Arbeiten und bei den Mahlzeiten stets voneinander getrennt. Nur in der Kirche sahen sie sich von weitem. Im Übrigen zog man starke Frauen zum Wollkämmen heran und die schwächeren zum Spinnen, Nähen und Sticken.
Insgesamt muss man nach entsprechendem Quellenstudium sagen, dass es für die Unternehmer aufgrund der großen Arbeitsunlust der Häftlinge sehr schwer war, zu wirtschaftlichen Gewinnen zu kommen. Die Manufakturen, die Häftlinge beschäftigten, beklagten in den Archivalien immer wieder, dass diese Arbeitskräfte schwer anlernbar und widerspenstig waren. Hinzu kam, dass durch die nur kurzen Haftstrafen eine ständige Fluktuation der Arbeitskräfte zu verzeichnen war. So verwunderte es eigentlich nicht, dass es in den Fürstentümern Ansbach und Bayreuth insgesamt nur eine Manufaktur gab, die in Zucht-bzw. Arbeitshäusern eingerichtet war und einem raschen Ende entgehen konnte. Selbst die renommierte und erfolgreiche Beckhsche Firma, die anfangs auch Sträflinge beschäftigte, verlegte ihren Betrieb 1841 nach Nürnberg.
(Quelle: http://www.mein-mitteilungsblatt.de/schwabach/loka...kraefte-d37600.html)