Edl

Die Frau in Männerkleidung, frühe Kämpferin für die Gleichberechtigung der Frau, Partnerin von Chopin, ›Ein Winter auf Mallorca‹, der wunderbare Briefwechsel mit Flaubert … dieses und noch mehr mag einem einfallen, wenn man an George Sand (1804—1876) denkt. Sie hat aber auch über 60 Romane geschrieben. ›Nanon‹, die Entwicklungsgeschichte einer Frau aus dem bäuerlichen Milieu in den Jahren 1787 bis 1795 (vielleicht auch eine Hommage an die Mutter von George Sand), wurde 1872 zunächst als Fortsetzungsroman veröffentlicht. Der Roman (im Buch 379 Seiten) gehört also zu den letzten größeren Werken von George Sand. Der Hanser Verlag hat bei dieser Ausgabe nicht gekleckert: Die Übersetzerin Elisabeth Edl steht für die Übertragung ins Deutsche und die Ausgabe ist mit zusätzlichen 100 Seiten Nachwort, Chronologie der Französischen Revolution, einer Zeittafel, der Biographie von George Sand und Anmerkungen ausgestattet. Klassikerstandard also.

Hanser 2004, 872 Seiten, übersetzt von Elisabeth Edl, ISBN 9783446204850. Als TB ist diese Ausgabe 2006 bei dtv erschienen.

Stendhal hieß mit bürgerlichem Namen Marie Henri Beyle, wurde 1783 in Grenoble geboren und starb 1842 in Paris. Von 1800 bis 1814 stand er in Napoleons Diensten, danach lebte er in Mailand – er blieb zeitlebens ein großer Bewunderer Italiens – wurde 1821 von dort ausgewiesen, lebte in Paris und wurde 1831 zum Konsul in Civitavecchia ernannt. Bis zum Ende seines Lebens pendelte er zwischen Civitavecchia und dem naheliegenden Rom. Stendhal verfasste Essays, Reiseberichte, schrieb Tagebücher. Seine Romane erlangten erst spät den ihnen angemessen Platz im Kanon der französischen Literatur. Heute gehören ›Die Kartause von Parma‹ (1839) und ›Rot und Schwarz‹ (1830) unbestritten zum Kanon der Weltliteratur (wie man so sagt). ›Rot und Schwarz‹ habe ich nun mit einiger Begeisterung gelesen.

Hanser 2020, 800 S., ISBN: 978-3446267695, neu übersetzt von Elisabeth Edl.

Gustave Flaubert wurde 1821 in Rouen, Frankreich geboren. Er starb 1880 in Croisset bei Rouen. Berühmt und wegweisend wurden seine Romane aufgrund seines objektivierenden Erzählstils: Keine Urteile, kein Erzähler, der in die Handlung eingreift. Die Figuren sprechen für sich und Widersprüche sind erwünscht. Dieses Credo verlangt eine besessene Recherche, für die der Autor berüchtigt war: Die beschriebenen Dinge müssen »richtig« sein, die Details haben zu stimmen. Gleichzeitig versuchte Flaubert die Sprache des Romans so nah wie möglich der Lyrik anzugleichen, der Rhythmus der Sprache ist entscheidend, jeder Satz jedes Wort hat seine Bedeutung. Kurz: Flaubert hat im Roman Neues geschaffen. Elisabeth Edl hat nach »Madame Bovary« nun auch das zweite große Meisterwerk des Franzosen übersetzt: Aus »Die Schule des Herzens«, »Lehrjahre des Gefühls« und Varianten davon wurde nun »Lehrjahre der Männlichkeit«. Ein erstes Thema für alle Kritiker der gefeierten Neuübersetzung.