Zeh

Herman Melville, Moby-Dick oder Der Wal: Kurz vor der Hälfte des Romans: Erstes Wegfieren, Beinahe-Katastrophe … eigentlich wird es jetzt richtig spannend. Doch die Jagd macht eine Pause. Bis hierhin habe ich den Mythos in tiefen Zügen genossen, doch grad eben will er nicht mehr so recht in mein Leben passen. Ich komme wieder, der Walfang wird fortgesetzt.

Juli Zeh, Neujahr: Ein Mann macht Urlaub mit der Familie, kehrt am Neujahrstag bei einer Radtour zum Ort seines kindlichen Traumas zurück und weiß anschließend, was zu tun ist. Ich habe die knapp zweihundert Seiten des Romans fertig gelesen und gebe den Rat: Wer einen Roman von Juli Zeh lesen möchte, lese Adler und Engel oder Unterleuten – aber nicht diesen hier. Voraussehbar. Unstimmig. Ärgerlich.

Luchterhand 2016, 640 S., ISBN: 978-3-630-87487-6, auch als E-Book erhältlich.

Wann hatte ich eigentlich das letzte Mal einen Roman von Juli Zeh gelesen? Ich meine ausgelesen. Ich sehe in mein Bücherregal: Adler und Engel, 2001, ihr Debüt. Ich war so begeistert, daß ich mir sogar eine Widmung hatte einschreibenlassen. Danach konnte mich die Autorin mit ihren Veröffentlichungen nicht mehr so richtig begeistern. Vor wenigen Wochen also hörte ich eine Episode von DurchDieGegend, eines meiner Lieblingspodcasts, in dem der Journalist und Radiomacher Christian Möller mit Kulturschaffenden durch die Gegend geht und sie interviewt. In dieser Folge mit besagter Juli Zeh als Befragte. Ich kam ins Grübeln, ob ich ihr nicht mal wieder eine Chance geben sollte? Herr Möller persönlich stieß mich noch mal an … also gut, gekauft: Unterleuten, der aktuelle Roman von Juli Zeh.