»Stettin, den 1. September 1916. Herrn und Frau N.N.! Die gewaltige Wendung, die die Gnade des allmächtigen Gottes, unsere durch seine Macht und Kraft bewaffneten Truppen uns errungen haben, lassen uns in eine große gesegnete kommende Zeit blicken. Möchte unser Volk so viel Gnade nie vergessen, nie den alten Gott, der Staat und Volk vor allem Übel bewahrt. Ihre Wohnung kostet vom 1. Oktober ab 30 Mark. Achtungsvoll Frau R.«
(Karl Kraus: Die Fackel Nr. 445-453, 68)
Joseph Roth: Radetzkymarsch
Manesse 2014, 665 S., ISBN: 978-3-7175-2218-8, mit einem Nachwort von Eva Demski. Es gibt auch viele andere, preisgünstigere Ausgaben.

›Radetzkymarsch‹, der große Roman über den schleichenden Untergang der Habsburger Monarchie, den Zerfall von k. u. k. Österreich-Ungarn. In Kaffees und Hotelzimmern hat sich Joseph Roth dieses Werk abgerungen, das erst in der Frankfurter Zeitung als Fortsetzungsroman und 1932 als Buch erschien. Österreich, Galizien, Exil, Judentum, Alkohol, Sehnsucht, Traurigkeit: Das sind ein paar Schlagworte, die einem im Zusammenhang mit Joseph Roth einfallen (wenn denn heutigen Lesern zum Namen etwas einfällt). Der zuletzt schwer alkoholkranke Autor verstarb 1939 im Exil in Paris und wurde nicht einmal 44 Jahre alt. Er hinterließ uns bemerkenswerte Romane und Erzählungen und war zeitlebens auch journalistisch tätig. ›Radetzkymarsch‹ gehört gewiss zu seinen besten Werken.