ALOIS NEBEL
Voland & Quist, 360 Seiten, ISBN 978-3-863910-12-9
Schon Wolfgang Hildesheimer ließ seinen Romanhelden in Tynset Kursbücher lesen und auch Alois Nebel, Fahrdienstleiter an einem kleinen Bahnhof an der tschechoslowakisch-polnischen Grenze, im ehemaligen Sudetenland, sammelt und liest am liebsten Fahrpläne („Ich lese auch gerne auf dem Klo. – Was denn? – Fahrpläne. Da ist immer alles gleich“). Geplagt wird er von Alpträumen, die ihn bei nebliger Witterung heimsuchen: Geister aus den Epochen der jüngeren Geschichte Mitteleuropas (Nazizeit, Vertreibung der Deutschen, sowjetische Besatzung) fahren in Zügen durch Alois Nebels Bahnhof. Schließlich bringen diese düsteren Visionen den Helden in eine Nervenheilanstalt. Er lernt den mysteriösen Stummen kennen und freundet sich mit ihm an. Der Kampf gegen seine Dämonen beginnt, und auch eine wunderbare Liebesgeschichte.
Einige Zeit hats gebraucht, bis ich mich an diese inzwischen verfilmte, 360 Seiten schwere Graphic Novel von Jaroslav Rudiš (Text) und Jaromir 99 (Grafik) gewagt habe. Auf den ersten Blick wirken diese in striktem holzschnittartigen Schwarz-Weiß gehaltenen Zeichnungen des Comics sehr düster und wenig einladend . Aber kaum begonnen mit der Lektüre entwickelt diese Geschichte eine ungeheure Kraft. Vergessen das anfängliche Zögern, fasziniert und berührt folge ich den Abenteuern des Fahrdienstleiters Alois Nebel, den Erlebnissen seiner Kindheit und der Geschichte des Landes. Vollkommen zu recht gilt Alois Nebel schon heute als ein moderner Klassiker der Graphic Novel. Wer mehr über das Autorenpaar Jaroslav Rudiš und Jaromir 99 und ihren Helden Alois Nebel erfahren will, sei auf www.aloisnebel.de hingewiesen.
Jawoll ja! Zustimmung! Leute die „Alois Nebel“ kennen sind leider rar gesät.
Das ist wahr wie bedauerlich. Tolle Graphic Novel.