Ariadne Kriminalroman 2016, ISBN 978-3-86754-213-5, 384 Seiten, auch als eBook erhältlich.
Die gelernte Historikerin (Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit!) Dominique Manotti veröffentlicht mit „Schwarzes Gold” ihren neunten Roman. Sie ist seit ihrem Erstling „Hartes Pflaster” von 1995 (auf Deutsch 2004) außerordentlich erfolgreich und rangiert in Krimi-Bestsellerlisten regelmäßig auf den vorderen Plätzen. Ihr direkter Stil zeichnet sich durch das Fehlen jedes Pathos aus, kommt ohne Schnörkel und Verzierung ans Ziel und steht einem James Elroy und dem Roman Noir nahe. Sie breitet ein gesellschaftspolitisches Panorama der Zeit aus, wobei die klassische Krimi-Spannung nicht selten ein wenig in den Hintergrund tritt. Man erfährt gesellschaftliche Zusammenhänge, ohne je belehrt zu werden. Das erwartet vielleicht nicht jeder von einem Kriminalroman. Wer aber mit gesellschaftskritischen Krimis einverstanden ist, kann kaum eine bessere Autorin finden.
Commissaire Daquin war bereits in den ersten drei Romanen Manottis der Ermittler. Hier aber tritt ein junger und im praktischen Polizeidienst noch unerfahrener Daquin auf. Die ersten drei Romane spielen zu späteren Zeitpunkten. Wer also bisher noch keinen Manotti gelesen hat und mit „Schwarzes Gold” beginnt, macht, was die Chronologie Daquins angeht, alles richtig. Mir war diese Abfolge erst nicht klar, da ich bisher lediglich zwei der mittleren Krimis (ohne Daquin) kannte. Ich danke Jürgen Priester in der Krimi-Couch für seine Erläuterungen hierzu.
11. März bis 1. April 1973, Marseille, Nizza, Istanbul, Cap Ferrat, Genf, Malta, St. Moritz, Saint-Tropez, Johannesburg, das sind Zeit und Orte, die der Handlung von „Schwarzes Gold” den Rahmen geben, die Zeit in der Théodore Daquin, neuer Commissaire in Marseille, die Chance hat, seinen ersten großen Fall zu lösen. Schon die Namen der Schauplätze verraten uns, dass viel Geld, sehr viel Geld im Spiel sein muss. Der Geschäftsmann Piéri wird erschossen, quasi hingerichtet, kurz danach noch zwei weitere Personen, die mit dem ersten Opfer in Verbindung stehen. Im Prolog des Romans wurden der Rohstoffhändler Michael Frickx und dessen Gattin Emily vorgestellt. Eine Verbindung des großen Geldes und der wirtschaftlichen Macht. Wie sich bald herausstellt, hat Frickx ganz exklusive Pläne und er wird wie seine Frau Emily in Daquins Ermittlungen eine zentrale Rolle spielen. Aber um was geht es bei den Verbrechen? Um Drogen, um Rache und Bandenkriege, um Waffen oder Öl? Die Lage im Marseille der 1970er ist verwirrend: Die French Connection wurde zerschlagen und alles was in diesem Zusammenhang Geschäfte gemacht hat, muss sich neu positionieren, Polizei wie Gangster wie Geschäftsleute. Es herrschen Bandenkriege in Marseille und die Stadt selbst befindet sich auf wirtschaftlicher Talfahrt. So erweisen sich die Untersuchungen Daquins als äußerst schwierig, er kann nicht hinter alle Zusammenhänge kommen, versucht aber klaren Kopf zu bewahren und die Morde aufzuklären.
Wie bei Manotti üblich, ist das ausgebreitete Gesellschaftspanorama kein frei erfundenes, sondern vielmehr ein akribisch recherchiertes und es kommt den realen Verhältnissen wie auch deren handelnden Personen sehr nah. Und wie üblich gibt es auch hier einen Anhang mit Zahlen, Fakten und weiterführenden Links. Beruhigend ist das Dargebotene nicht, aber man liest Romane von Dominique Manotti auch nicht, um beruhigt zu werden. „Schwarzes Gold” ist ein typischer Manotti, die Autorin schreibt weiterhin in Höchstform und wer dieses Genre mag, wird bestens bedient und lernt auf unterhaltsame Zeit dazu. Viel mehr geht nicht.
Zum Schluss noch ein Wort zur Preisgestaltung: Wie üblich ist die Neuerscheinung erst einmal ausschließlich als Hardcover zu erwerben, kostet als auch ein klein wenig mehr. Das eBook ist zum reduzierten Taschenbuchpreis zu kaufen. Das finde ich logisch und fair und ist leider eine Seltenheit. Dank und Lob geht an Ariadne.
Sounds like a good mystery novel. I wonder if it is in English.
Dear Rita. Dominique Manotti is less a mystery author as a crime writer who deals with socio-critical topics. She is known for very accurate research. Her original profession is historian. For you: „Escape”?
Lena, thanks, I’ll give Escape a try. I do like crime novels.