Deutscher Kunstverlag 2022, Hg.: Klassik Stiftung Weimar, Broschur, 112 S., ISBN: 978-3-422-98919-1
Arno Schmidt Lesern und Leserinnen dürfte Fanny Esterházy ein Begriff sein, hat sie doch 2016 den wundervollen Prachtband ›Arno Schmidt. Eine Bildbiographie‹ herausgegeben. Hier fungiert sie als Autorin des Bandes ›Wielandgut Oßmannstedt‹, den der Deutsche Kunstverlag in seiner Reihe ›Im Fokus‹ veröffentlicht hat. Das Gut bei Oßmannstedt diente dem Dichter Christoph Martin Wieland für sechs Jahre als Wohnsitz. Jahre in denen Wielands letzter Roman und Höhepunkt seines Schaffens ›Aristipp und einiger seiner Zeitgenossen‹ entstand.
Sechs Jahre, von 1797 bis 1803, nach denen Wieland zuletzt resigniert feststellen musste, dass er nicht zum Gutsverwalter taugt (er wird ins 10 km entfernte Weimar zurückkehren, wo er 1813 stirbt). Er wird auf Oßmannstedt den ›Agathondämon‹ beenden, der Aristipp entsteht und Wieland empfängt Besucher wie Goethe, Jean Paul oder die La Roche. 1800 stirbt die Enkelin seiner Jugendliebe Sophie von La Roche, Sophie Brentano, der er sehr zugeneigt war. 1801 dann stirbt Wielands Frau Anna Dorthea, der nächste, noch schmerzhaftere Schlag für Wieland. An einer abseitigen Stelle des Parks findet sich heute das Grab aller drei: Das Wielands, das seiner Frau und das Sophie Brentanos. Dass diese Grabstelle heute zu besuchen ist, ist vielen Umständen zu verdanken, die sich über fast 50 Jahre hinzogen. (Schmidtleser haben das Foto im Kopf, wie dieser in gerader Haltung vor der Grabstätte stehend sich fotografieren lässt. Vor dem Grab Wielands: Eine Pflicht für Literaten und Leser)
Dieser Band nun breitet auf 112 Seiten die Geschichte des Gutes Oßmannstedt bei Weimar aus und erklärt dessen heutige Funktionen als Museum, Akademie und Forschungsstelle. Er beleuchtet die Bedeutung Christoph Martin Wielands für die deutsche Literatur, die Gründe des Vergessens und der Wiederentdeckung seiner Werke. 30 Seiten werden für Leben und Werk veranschlagt. Er portraitiert im Verhältnis zu Wieland eine Auswahl der Besucher auf dem Gut und erzählt auch die wechselvolle Geschichte der Grabstätte. Das alles wird illustriert mit 90 Abbildungen. Insgesamt macht die Broschur einen äußerst geschmackvollen und wohldurchdachten Eindruck.
Wer also vor der voluminösen Wieland Biographie von Jan Philipp Reemtsma zurückschreckt, sollte doch zu dieser kurzweiligen wie informativen Broschur greifen. Man kann auch beides im Regal stehen haben.
Ich hoffe stark, dass ich beim dritten Besuch an Wielands Grab ein Efeublatt pflücken kann. Zweimal schon war ich dort und jedes Mal war das Grab durch einen Holzverschlag zwar vor der Witterung aber leider auch vor meinen Blicken geschützt verborgen. Da darf man kein Efeublatt entnehmen.
Ich wünsche alles Gute und freue mich auf jede weitere literarische Vorstellung.
Schöne Grüsse
Robert
Hallo Robert,
das ist ja super ärgerlich. Müsste man irgendwie vorher checken können.
Ich will da jetzt auch mal hin, obwohl ich so n Ding im Kopf habe, dass man seine Traumorte nicht besuchen sollte: Ich war noch nie im Weserstadion und noch nie in Bargfeld. 😉
Ein digitales Efeublatt zum neuen Jahr von mir,
alles Gute und auf baldiges Wiederlesen,
Lena
Ich danke für das Efeublatt. Das Grab ist wegen der Witterung vernagelt. Besuch empfohlen zwischen Ostern und Anfang Oktober.
Als ich zum letzten Besuch in Bargfeld war, musste mich bzw. den Wagen ein Landwirt aus dem Acker ziehen. Feuchtes Pflaster in der Südheide…
Scheinst ein Händchen für Besuche zu haben. 🫣
In diesen beiden Fällen bestimmt 😉