Meine Podcasts, im Speziellen die Feuilletöne

Seit Jahren sind Podcasts meine fast täglichen Wegbegleiter. Ob beim Danube-Walken, Kochen oder bei der Hausarbeit gibt es die Möglichkeit, sich über neue oder gewesene kulturelle Trends und Neuigkeiten zu informieren. Mit der Zeit bin ich allerdings recht wählerisch geworden, denn zu einem Informationsterror sollte das Ganze nicht ausarten. Es dürfen Folgen meiner abonnierten Podcaster auch ungehört bleiben. Aktuell befinden sich folgende Podcasts und Sendungen auf meinem Telefon: Diwan – Das Büchermagazin, radioTexte, Hörspiel Pool, alle von Bayern 2. Vom WDR 3 sind abonniert Gutenbergs Welt und der Hörspiel-Speicher. Natürlich der Radio Tatort der ARD, literaturcafe.de, Tsundoku, Durch die Gegend und die Feuilletöne. Von Letzteren soll hier die Rede sein.

Feuilletöne gibt es seit 2012, eine neue Folge erscheint jeweils wöchentlich, üblicherweise samstags, dauert ungefähr eine Stunde, was allerdings je nach Themenauswahl variiert, und ist in vier Rubriken aufgeteilt: Gelesen, Gehört, Gesehen, Verkostet. Die MacherInnnen sind Frau Windhorst und Herr Martinsen, die sich von verschiedenen Orten aus für die jeweilige Sendung zusammen schalten. Alles Weitere mag man gern auf der Webseite der Feuilletöne nachlesen.

Der Anlaß

Dass ich grad diese Sendung vorstelle, hat einen äußeren Anlass und einen guten Grund. Der äußere Anlass ist die aktuelle Sendung, in der sich über eine Stunde lang über Arthur Schopenhauer ausgelassen wird. Ein Hausphilosoph Herrn Martinsens und, wie der Zufall so spielt, über viele Jahre auch einer meiner literarisch-philosophischen Hausheiligen (in einer Reihe neben Arno Schmidt, Wilhelm Raabe, Thomas Bernhard). Ich lese allerdings seit einiger Zeit keine Philosophie mehr, sondern habe mich gänzlich der Belletristik verschrieben. Nach dieser Sendung aber habe ich plötzlich Lust bekommen, zu einem Band meiner guten alten Züricher Schopenhauer Werkausgabe zu greifen. Das habe die Feuilletöne zu verantworten und ich nehme an, dass sie dies mit Vergnügen zur Kenntnis nehmen.

Der eigentliche Grund für die Vorstellung der Feuilletöne aber ist die Art und Weise, wie mich Frau Windhorst und Herr Martinsen nun seit ein paar Jahren begleiten: Sie machen ihr Ding, sehr persönlich, ohne den Versuch, persönliche Präferenzen glatt zu bügeln. Sicherlich erfordert eine solche regelmäßige Sendung einen gewissen Rahmen, innerhalb des Rahmens bewegen sich beide aber frei. Es wird nichts verdeckt oder schön geredet und Vorlieben werden benannt. Der persönliche Geschmack der Moderatoren ist präsent. Das kann ZuhörerInnen auch durchaus mal nerven. Ist dann eben so. Selbstbewusst, kenntnisreich, manchmal auch ein wenig schulmeisterlich-selbstverliebt Herr Martinsen, zurückhaltender, dann aber die klügsten Dinge en passant sprechend Frau Windhorst: Die beiden passen gut zusammen, wenn auch klassische Rollenverhältnisse mitunter sich spiegeln. Kein Problem, solange man authentisch bleibt indem, was man tut. Und das bleiben beide. Das ist ihre große Stärke und der Grund, warum ich die Feuilltöne mag. Sie sind echt, man kann von ihnen lernen, Neues erfahren, sich mit ihnen amüsieren und streiten.

Zu den vier Rubriken in meiner persönlichen Spiegelung:

Gelesen:
Es geht um Bücher, in welcher Form auch immer. Gedichte, Erzählungen, Romane, Klassiker, Aktuelles und seit einiger Zeit auch Philosophen. Es ist die Rubrik, die ich fast immer vollständig höre. Beim gefühlt hundertsten Band von Knausgårds autobiographischen Roman langt es dann auch mal, aber das ist die Ausnahme. Viele Anregungen und Entdeckungen und viel Wiedererkennen längst vergessener Lektüren.

Gehört:
Ich bin Jahrgang 1960 (verrate ich jetzt mal einfach) und meine musikalischen Vorlieben waren meist rückwärts gewandt. Tatsächlich hießen meine ersten Helden Bill Haley, Chuck Berry, Fats Domino, Little Richard, dann Joan Baez, Johnny Winter, Muddy Waters und dann noch weiter zurück zu den guten alten County Bluesern, ein musikalisches Thema, das mich über Jahre nicht losließ. Jefferson Airplane, Pink Floyd, David Bowie und all die anderen Supergroups und -stars liefen eher nebenbei, von den Sweets und Slades wollen wir besser gar nicht reden. Mit anderen Worten: Musikalisch war ich zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd Up-to-Date. Die Feuilletöne sind jahrgangstechnisch deutlich später dran und am besten kennen sie sich im Indie (and beyond) aus. Sie besprechen aber auch andere musikalische Felder, wie zum Beispiel Klassik oder Jazz. Da ich gern über den Tellerrand schaue, ist auch diese Rubrik mitunter sehr interessant. Anschließend geht es dann auf Youtube, um zu hören, von welcher Musik da eigentlich gesprochen wurde.

Gesehen:
Oft sind es Serien und Staffeln, die man auf Netflix oder Amazon verfolgen kann. Aber nicht immer. Leider habe ich zu wenig Zeit, um Serien ausgiebig zu verfolgen. In den letzten Jahren habe ich mir lediglich Downton Abbey und Fargo vollständig angesehen. Letzteres habe ich den Feuilletönen zu verdanken, die mich auf Fargo aufmerksam machten. Und wenn es mal wieder um Star Treck, Wars, Dingsda geht, kann ich ja auch weiter spulen.

Verkostet:
Von wegen in der Nase hat man allenfalls Schorf. Es wird Whiskey verkostet. Ab und an auch mal eine Biersorte. „Verkostet” habe ich lange mitgehört, weil ich die Fachsprache recht putzig finde und herausfinden wollte, ob Whiskeytrinken nicht ein weiteres Laster für mich sein könnte. Kann es nicht. Und so bin ich meist bei „Gesehen” fertig mit der Sendung. Den Whiskey trinkenden Freunden habe ich von „Verkostet” erzählt: Man war und ist begeistert.

Ich kann nur hoffen, dass die Feuilletöne noch lange senden. Inzwischen sind Martinsen und Windhorst für mich so etwas wie gute alte Bekannte oder gar Familienmitglieder geworden, die man Samstag zum Plausch trifft. Man möchte schließlich wissen, was die klugen jüngeren Geschwister im Geiste so lesen, hören, sehen und schmecken.

 

Nachtrag:
Folgende Sätze von Herrn Martinsen in der Sendung 239 vom 09.02.2018: »Der [gemeint ist Descartes] hatte, wenn man so will, auf die Erde, auf das Ökosystem und ihre Ressourcen genauso verheerenden Einfluß wie Hegel und Marx auf die Gesellschaft. Wenn man so möchte. Alle Kommunisten wollen mich jetzt wieder hauen.« Nein, so will ich nicht, und ich will Herrn Martinsen auch nicht hauen. Aber solch wiederholt und deutlich vorgetragener platte Antikommunismus ist mir dann doch zu viel geworden. Das passt zu meiner Sicht auf die Probleme dieser Welt nicht. Ich habe inzwischen mein Abo eingestellt. Abgesehen davon aber bleibe ich bei dem hier Geschriebenen und deshalb bleibt dieser Eintrag auch im Blog

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