»Stettin, den 1. September 1916. Herrn und Frau N.N.! Die gewaltige Wendung, die die Gnade des allmächtigen Gottes, unsere durch seine Macht und Kraft bewaffneten Truppen uns errungen haben, lassen uns in eine große gesegnete kommende Zeit blicken. Möchte unser Volk so viel Gnade nie vergessen, nie den alten Gott, der Staat und Volk vor allem Übel bewahrt. Ihre Wohnung kostet vom 1. Oktober ab 30 Mark. Achtungsvoll Frau R.«
(Karl Kraus: Die Fackel Nr. 445-453, 68)
Robert Walser: Jakob von Gunten
Suhrkamp 2022, Berner Ausgabe — Band 7, Broschur, 183 S., ISBN: 978-3-518-43066-8
Dieser dritte Roman Robert Walsers (nach ›Geschwister Tanner‹ und ›Der Gehülfe‹) ist in Berlin entstanden, dort 1909 erschienen und handelt auch, da ist jetzt neu, in Berlin. Gilt ›Der Gehülfe‹ als Walsers erfolgreichster Roman, so zählt ›Jakob von Gunten‹ als sein künstlerisch ambitioniertester. Erzählt wird in Form eines Tagebuches (allerdings ohne Datumseinträge) der Aufenthalt des aus adligem Elternhaus stammenden Jakob von Gunten in einer Schule für kommende Diener. Tatsächlich hatte Robert Walser in seiner Berliner Zeit für eine kurze Zeit eine solche Lehranstalt besucht. Am Ende der 132 Seiten des Romans wird diese Schule, das Institut Benjamenta, nicht mehr existieren.