Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2013; ISBN 9783462045161, Gebunden, 352 Seiten
Joachim Meyerhoff ist ein gefragter Theaterschauspieler, zur Zeit mit Engagements am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und dem Burgtheater in Wien, und er ist ein erfolgreicher Autor obendrein. „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ ist der zweite Teil des sechsteiligen Zyklus „Alle Toten fliegen hoch“. Meyerhoff erzählt von seiner Kindheit inmitten der Kinder- und Jugendpsychatrie Hesterberg am Rande der Stadt Schleswig. Die Anstalt beherbergte 1200 Patienten, allerdings nicht ausschließlich Kinder und Jugendliche, sondern auch erwachsene Menschen mit körperlicher, geistiger und psychischer Behinderung. Und im wahrsten Sinne des Wortes mittendrin lebt Joachim mit seinem Vater, dem erfolgreichen, aber weitesgehend lebensunpraktischen Direktor der Psychatrie, seiner mit der ihr zugedachten Rolle hadernden Mutter, seinen zwei ihn traktierenden älteren Brüdern und dem Familienhund, der ihm nicht selten der treueste Freund zu sein hat. Aber nicht nur aus dem Leben seiner Familie, auch aus dem der Patienten wird mit Humor, Respekt und Zuneigung erzählt. Meyerhoffer geht hierbei nicht zwingend chronologisch vor. Es gibt Erinnerungssprünge und auch weit über seine Kindheit hinausgehende Begebenheiten, die in dem Roman ihren Platz finden.
Meyerhoffer schreibt über diese Episoden seines frühen Lebens in einem lakonischen, amüsanten, an Anekdoten erinnernden Stil. Das ist zugleich die Stärke und Schwäche des Buchs: Die Episoden des Romans sind auf Wirkung und Pointe aus, nach zwei oder drei Kapiteln sollte man sich vielleicht auch mal eine Pause gönnen. Auf der anderen Seite schimmern grad in den letzten Episoden tragische Momente hindurch: Etwa wenn Meyerhoff beschreibt, wie sein Vater, der erfolgreiche Arzt, unnötig qualvoll an einer Krebserkrankung stirbt, da er die eigene Schmerzbehandlung falsch ansetzt. Auch die Verzweiflung und Wut seiner Mutter, in einem atemraubenden Kapitel gegen Schluß erzählt, weiß der Autor dem Leser gekonnt nahe zu bringen. Für mich sind das die stärksten Momente in „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“. Allerdings eines bleibt der Roman die ganzen 352 Seiten über: Äußerst amüsant und sehr unterhaltsam.
Ein berührendes Buch über das Innenleben einer Familie – teilweise herrlich skurril. Ich musste sehr viel lachen und das tat gut. Letztens habe ich den Autor im Fernsehen in einer Talkrunde erlebt und war überrascht: er kann mündlich ebenso gut unterhalten!
Das stimmt, ich habe ihn auch mal in einer Talkshow gesehen: Sehr, sehr witzig. Danke für Deine Kommentare!