
Noch einmal melde ich mich kurz in diesem Jahr. Natürlich um allen Leserinnen und Lesern meines Blogs schöne und hoffentlich entspannte Feiertage und ein gutes neues Jahr zu wünschen. Bleibt alle schön gesund und habt möglichst wenig Sorgen! Aber ich will auch von letzten Lektüren und meinem Bücherstapel berichten. Wie immer vor Weihnachten habe ich ein kleines Türmchen gebaut und will mal sehen, in welches Stockwerk mich mein Gemüt lesend treibt.
Zuerst zu meinen letzten gelesenen Büchern. Da wäre zum einen der 224 Seiten starke Roman ›Die geheimnisvolle Fremde‹, ein historischer Roman aus Harsefeld von Martin Schemm. Der Autor ist mir aus meiner Social Media Blase bekannt und ich dachte mir, dass ich ja nicht immer nur in das Regal mit der abgehobenen klassischen Literatur greifen muss. Dieser Roman spielt 1799 in Harsefeld und Stade, also westlich von Hamburg in Niedersachsen. Der Ich-Erzähler, Amtsschreiber Heinrich Eckhoff liest eine offensichtlich hilflose Frau auf und bringt sie nach Harsefeld. Die Frau weiß nichts über ihre Herkunft, nur dass sie aus einer Kate, in der sie jahrelang gefangen gehalten worden ist, entflohen ist. Anspielungen an Kaspar Hauser sind hier nicht zufällig. Auffällig ist, dass Ruth, so wird die junge Frau getauft, da man ihren Geburtsnamen nicht kennt, ständig die Bibel zitiert, ja dieses doch umfangreiche Werk offensichtlich fast auswendig kennt. Und dann passieren plötzlich üble Dinge in Harsefeld. Damit sei genug gespoilert. Der Autor Martin Schemm erzählt im besten Sinn routiniert, lässt historische Geschehnisse in den Text einfließen und weiß, wie man einen Spannungsbogen setzt. Ich empfehle das Buch, das in der Edition Falkenberg erschienen ist, sehr gern. Ein ideales Geschenk für Menschen, die Spannung und Unterhaltung mögen und dabei nichts gegen ein wenig geschichtlichen Hintergrund haben.
In den letzten Wochen habe ich auch zwei Novellen von Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898) gelesen: ›Das Amulett‹ und ›Die Hochzeit des Mönchs‹. Bisher war mir der Schweizer Dichter C. F. Meyer lediglich als Verfasser der großartigen Ballade ›Die Füße im Feuer‹ bekannt. Beiden Novellen ist gemein, dass sie in historische Geschehnisse eingebettet sind. ›Das Amulett‹ mündet im Grauen der Bartholomäusnacht. Wir befinden uns also in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. In ›Die Hochzeit des Mönchs‹ sind wir, was die Rahmenerzählung betrifft, am Anfang des 14. Jahrhunderts: Der aus Florenz vertriebene Dante Alighieri erzählt die Geschichte des Mönchs Astorre zu Zeiten des Stauferkönigs Friedrichs II., also aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Binnen- und Rahmenerzählung wechseln sich hierbei ab und ergänzen sich. Das ist schon wirklich gut gemacht. Die Manierismen nerven hier und da ein wenig, aber der gedrängte Stil wiederum hat mich sehr fasziniert. Geschwafelt wird hier nicht. Eine Lektüre die eine gewisse Konzentration erfordert, dafür aber nach dem Lesen lange nachhallt. Ich muss unbedingt mehr von CFM lesen.

Auf meinem Stapel für die Feiertage liegen ›Unten leben‹ von Gustavo Faverón Patriau, ein hochgelobter verschlungener Abenteuer-, Horror- und Kriminalroman aus Lateinamerika. Ich bin sehr gespannt. Sollte mir nach noch mehr Eskapismus sein, liegt der neue Moers ›QWERT‹ bereit. Das wunderbare Sachcomic ›Die Frau als Mensch‹ von Ulli Lust wäre auch eine Alternative. Es gibt selbstverständlich mehrere Ersatzbankstapel, aber da davon werde ich schreiben, wenn ich daraus etwas gelesen haben.
Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass viele Arno Schmidt Leserinnen und Leser heftig auf Arno Schmidts Tagebücher der Jahre 1957-1962 hingewartet haben. Sie wurden von Susanne Fischer in der Edition der Arno Schmidt Stiftung im Suhrkamp Verlag herausgegeben. Für Satz und Gestaltung des üppigen Bandes steht Friedrich Forssmann. Dieses Buch ist maximal gelungen und ein wahres Schmuckstück. Und es riecht sehr gut.
Bis in 2026, macht es gut!

