Philip K. Dick, Katia Fouquet: Ach, als Blobbel hat man’s schwer

Büchergilde Gutenberg 2019, Die Tollen Hefte – Band 46, Original-Flachdruck mit vier Sonderfarben und einer Beilage (Text der Kurzgeschichte), Fadenknotenheftung mit Schutzumschlag, limitierte Auflage, 32 Seiten. Leseprobe hier (Link auf externe Seite).

»Blade Runner«, »Minority Report«, »Total Recall« … auch NichtleserInnen kennen den Science Fiction Autoren Philip K. Dick, der 1928 in Chicago geboren wurde. Er war ein Meister von SF-Kurzgeschichten, von denen später nicht wenige zu Filmklassikern wurden. Es gibt Menschen, die halten seine Werke für ein »Kompendium der angewandten Philosophie« (so steht es auf dem Buchdeckel meiner fünfbändigen Haffmannausgabe der Kurzgeschichten). Von der Berliner Illustratorin Katia Fouquet mag man vielleicht ihre gefeierten Comic Adaption von Camus »Jonas oder der Künstler bei der Arbeit« von 2013 kennen. In diesem  eben bei der Büchergilde Gutenberg erschienenen Heft bringt sie auf 32 farbenfrohen Seiten (es knallt förmlich ins Auge) die 23-seitige Kurzgeschichte »Ach, als Bobbel hat man’s schwer« von Philip K. Dick ins Bild, wobei sie eng am Original bleibt. Und manchmal schafft sie sogar wunderbare Übergänge, wo sie Philip K. Dick nicht fand: Zum Bespiel gegen Schluss, als Vivian mit ihren Kindern auf der Suche nach ihrem Mann bei Dr. Jones vorstellig wird und während des Gesprächs die Kinder in den Nachrichten des laufenden Fernsehers ihren Vater sehen. Spätestens jetzt stellt sich die Frage, um was es in dieser Kurzgeschichte eigentlich geht.

George Munster ist beim Analytiker Dr. Jones in Behandlung, denn er hat ein Problem. Er ist Kriegsveteran. Er kämpfte gegen die auf Mars und Titan ansässigen Blobbels. Blobbels sind riesige intelligente Amöben. Grund der brutal geführten Kämpfe waren die Schaffung von erweiterten Lebensräumen. George wurde als Spion eingesetzt, was bedeutet, dass er sich in einen Bobbel verwandeln lassen musste. Sein Ärger jetzt: der Krieg ist längst vorbei, doch George wird immer noch für Stunden zum Blobbel, und das jeden Tag. Gesellschaftlich isoliert mach dieser Umstand ihm immer größere Probleme, weder Analytiker noch Selbsthilfegruppen können Abhilfe schaffen. Da hat Dr. Jones eine Idee: Auch die Blobbels haben Spione eingesetzt und auch die haben jetzt ähnliche Probleme, nur eben umgekehrt. Dr. Jones macht George mit Vivian, die spätere Mrs. Munster bekannt. Ein Glück – aber nur für kurze Zeit.

Philip K. Dick - Haffmann

Die ziemlich abgedrehte Satire von 1963, der Titel im Original lautet »Oh, to be a Bobel!«, nimmt eine deutliche Haltung gegen den Wahnsinn des Krieges ein. Genau so hatte Philip K. Dick die Geschichte auch verstanden wissen wollen, wie er in späteren Interviews angab. Die surreale Handlung kontrastiert prächtig mit gesellschaftlichen Realitäten, unter denen die Protagonisten zu leiden haben. Oder anders ausgedrückt: Die Erzählung regt durchaus zum Nachdenken an und läßt das Moralin im Schrank. Katia Fouque schafft eine großartige Umsetzung des Stoffes, mit krachenden Farben, dynamischen Panels und eine nicht zu konkreten Figurenzeichnung, die genug Platz für die Phantasie lässt. Ich selbst habe zuerst die Geschichte von Philip K. Dick gelesen und dann die Bearbeitung von Katia Fouque. Ein Vorgehen, das wohl auch der Verlag für sinnvoll hält: Statt des üblichen Plakats ist in diesem Tollen Heft der Text der literarischen Vorlage beigefügt. Eine Leseprobe stellt der Verlag auf seiner Webseite zur Verfügung. Eine unbedingte Empfehlung.

2 Kommentare on "Philip K. Dick, Katia Fouquet: Ach, als Blobbel hat man’s schwer"


    1. Liebe Rosie,
      danke und in der Tat habe ich beim Schreiben mal wieder an Dich denken müssen.
      Dir viel Spass und Erfolg bei Eurer Doppelausstellung (Interessierte mögen hier nachlesen, was es damit auf sich hat)
      Ich habe jetzt meine Hausarbeit fertig und gehe nochmal raus zum Sporteln bei ebenfalls Sonnenschein,
      liebe Grüsse,
      Lena

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